Benzin im Blut

 

Angefangen hat alles im August 1974 mit einer NSU-Quickly. Mein erstes motorisiertes Fahrzeug. Den Kaufpreis von zwanzig Deutschen Mark hatte ich mir mühsam zusammengespart. Schnell war der noch guterhaltene Originallack knallrot überpinselt. Das Ding sprang kaum an, qualmte wie eine Dampflok und kam keinen Berg hoch. Aber ich war dennoch stolz wie Nachbars Lumpi.

 

Es folgten dann zunächst eine Honda Dax und schließlich ein richtiges "Mopped", eine Zündapp GTS 50. Ein Traum für einen jungen Burschen. Mit ein paar "Verbesserungen" lief sie dann über 100 km/h und ließ so manches Kleinkraftrad alt aussehen.

 

   
1975 - Immer cool bleiben...  

Zündapp GTS 50 - schön, gepflegt und sauschnell!

 

Den Virus hatte ich schon lange in mir. Als Baby wurde ich im Beiwagen einer 600er BMW chauffiert. An der BMW lernte ich laufen - immer rundherum. Die Gerüche eines Motorfahrzeugs waren mir von Anfang an vertraut. Und dass ein Auspuff heiß sein kann, lernte ich dann auch sehr schnell.

Später wurde es ein 49er Käfer Cabrio. Ich werde nie die roten Sitze vergessen, auf denen ich es mir auf unseren Fahrten mit offenem Verdeck gemütlich machte. Der Käfer wäre heute unbezahlbar, aber leider ging er damals den Weg alles irdischen. 

Mein alter Herr war Kraftfahrzeugmeister alter Schule. Nach seiner Ausbildung hatte er bei BMW in München Flugmotoren gebaut und nach dem Krieg Lokomotiven repariert. Anfang der 50er landete er bei Paul Weber in Bad Kreuznach. Kunden der kleinen Werkstatt waren vor allem die in Bad Kreuznach zahlreichen GI's mit ihren Straßenkreuzern und englischen Sportwagen. Schließlich wechselte er zum Autohaus  Kreuznach, einer großen Opel-Vertretung.

 

 

 

Die Belegschaft der Auto- und Motorradwerkstatt Paul Weber, Bad Kreuznach, präsentiert zwei Imme-Motorräder. Der Chef ganz rechts, Albert Pförtner senior mit weißem Schal in der Mitte und der Werkstatthund, dessen Name nicht überliefert ist.

 

Natürlich reparierte mein alter Herr seine Fahrzeuge selbst und schon als kleiner Junge schaute ich geduldig zu, wenn Motoren und Getriebe zerlegt und zusammengesetzt wurden. Und so war es dann auch für mich von Anfang an eine Selbstverständlichkeit, selbst Hand an meine Fahrzeuge zu legen.

Und dann gab es noch den großen Bruder, der ein Faible für die nicht alltäglichen Fahrzeuge hatte. Ich erinnere mich an ein Karmann-Ghia Coupé, ein MG-B Cabrio und an den ersten Opel GT in Bad Kreuznach. Die Probefahrten waren für mich immer wieder unvergessliche Erlebnisse.

Im Oktober 1977 war es dann endlich soweit: ein 72er VW Käfer, Typ 1302, stand vor der Tür. Mein erster fahrbarer Untersatz. Noch nicht mein Traumauto, aber immerhin. Aber zwei Jahre später war der Traum vom eigenen Sportwagen endlich erfüllt. Ein 71er Fiat 124 Sportspider hatte seinen Weg zu mir gefunden: 1600 ccm, 110 PS, Doppelnockenwelle, zwei Doppelvergaser, Pininfarina-Design. 2500 Mark hat so etwas damals gekostet, mit neuem TÜV. Heute unvorstellbar.